Die drei Magier aus dem Morgenland...
mehr als nur Gold, Weihrauch und Myrre
„Wir sind gekommen, um ihn anzubeten!“
„Als aber Jesus zu Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes geboren wurde, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland in Jerusalem an. Sie sagten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben einen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (Mt 2,1-2).
RACHEL – DAS MUSICAL greift das Thema des Weltjugendtages auf „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ (Mt 2,2). Der Vers ist aus dem Matthäus-Evangelium zitiert, in dem der Evangelist die Geschichte der „drei Weisen aus dem Morgenland“ erzählt.
Die meisten von uns verbinden mit der Geschichte der Heiligen Drei Könige das Darbringen von Gold, Weihrauch und Myrre an der Krippe in Bethlehem. Aber ist es tatsächlich das, was uns Matthäus mit dieser sonderbaren Erzählung hinterlassen möchte?
Es ist ein gänzlich neuer Zug in der Perikope der drei Magier: Nicht nur Gott ist in Jesus zu uns gekommen, sondern nun sind auch die Menschen selbst in Bewegung geraten und suchen nach dem Göttlichen. Aus der Ferne und fremden Ländern sind da Reisende durch alle Gefahren hindurch unterwegs: suchend, wandernd, pilgernd. Was wir an Dreikönig feiern ist die Reise des gottsuchenden Menschen auf der Pilgerschaft seines Lebens, der Gott findet, weil er ihn sucht.
Zwar mag Gott in weiter Ferne wohnen. Allzu weit und allzu schwer mag der Weg dorthin scheinen. Matthäus schickt seine Leser aber dennoch auf die Wanderschaft. Er beschört uns gerade zu: Brecht auf zu einer spannenden Reise! Lasst euch führen und leiten von eurem Stern! Schlagt euch durch durch Wüsten von Gleichgültigkeit und machtbesessener Politik! Sucht nach dem Sinn eures Daseins! Findet das Göttliche, das in die Welt gekommen ist!
Auffällig sind die beiden aufeinander zu laufenden Bewegungen: Die drei Magier sind zwar unterwegs zu Gott. Der führte sie aber schon, weil sie ihn suchten. Sie sehen einen wundersamen Stern am Himmel. Und entgegen aller theoretischen Vernunft, lassen sie sich von ihm leiten. Oft wird die Reise schwer gewesen sein, wenn die Drei vorbeizogen an anderen Menschen, die so ernsthaft dumm in ihren Alltagsgeschäften versunken blieben und sich eben nicht auf die Suche machten, deren Reise wahrscheinlich als nutzlose Verschwendung von kostbarer irdischer Zeit betrachteten. Aber die Magier bleiben standhaft und halten durch. Ihr mutiges Herz lässt sich nicht einschüchtern.
Von mürrischen Gelehrten erhalten sie Auskünfte in Jerusalem und einen hinterlistigen Auftrag von einem gierigen und eifersüchtigen Machthaber. Doch weil ihre Herzen rein sind und voll Verlangen, gelangen sie an ihr Ziel und finden an völlig unerwartetem Ort das Göttliche. Dann, still wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder aus unserem Gesichtskreis. Wahrscheinlich ging deren Reise zum unsichtbaren und ewigen Licht weiter. Wahrscheinlich fing sie in Bethlehem gerade erst an, da sie ja wieder heimkehrten in die Wirren und Beschwernisse ihres Alltags zu Hause. Wer aber einmal aufgebrochen ist zum Göttlichen und Vertrauen zu seinem inneren Stern gefasst hat, der findet überall heim.
Matthäus ruft uns also zu: Auch wenn ihr durch Wüsten wandert, ihr von Menschen behindert und hintergangen werdet, verzagt nicht! Vertraut auf euren Stern, der für euch leuchtet! Vertraut den heiligen Büchern, die sagen, wo Gerechtigkeit und Erlösung zu finden ist! Selbst die Wolken der Verdrossenheit, der Enttäuschung, der Bitterkeit des Versagens, die Resignation ausgeträumter Träume können das Leuchten des Sternes nicht zum Erlöschen bringen oder Verdunkeln. Auch wenn es Menschen wie die Schriftgelehrten in Jerusalem gibt, die den Weg zum Göttlichen wissen, ihn aber nicht gehen, auch wenn es Könige wie Herodes gibt, denen die Kunde vom Erlöser nur eine Störung ihrer politischen Pläne ist, auch wenn die meisten Menschen in ihrer verdrossenen Lebensklugheit und ihren engen Herzen sitzen bleiben und solche abenteuerliche Reisen für Kindereien halten... warum sollten wir nicht zum Stern am Firmament unseres Herzens blicken und mutig aufbrechen?
Wie Rachel mögen vielleicht auch wir uns fragen: Wie soll ich diese Reise denn beginnen? Dabei ist die Antwort doch so einfach! Das Herz muss sich bewegen: das meditierende, das betende, das verlangende, das sich in guten Werken übende Herz! Dieses Herz läuft und wandert Gott entgegen, es glaubt an das Gute und lässt sich nicht verbittern. Es hält die Torheit der Güte für gescheiter, als die Schlauheit des Egoismus. Es vertraut der vermeintlichen Schwachheit der Liebe und misstraut der oberflächlichen Stärke der Machthaber. Es bricht jeden Tag von neuem auf und sucht nach Gerechtigkeit. Es gibt die Hoffnung nicht auf und verneigt sich voll Ehrfurcht vor dem Absoluten... um ihm zu huldigen.
(Gedanken nach Karl Rahner, Schriften zur Theologie)